16. April 2016

Im Kugelhagel leben



Mütter haben sich zusammengetan, um ihre Kinder vor den Kugeln rivalisierender Banden zu schützen. Eine Großmutter trauert um ihren erschossenen Enkel, der irrtümlich für ein Bandenmitglied gehalten wurde. Wir leben in einem Kriegsgebiet, beklagt sie sich. Fahrer von Krankenwagen, weigern sich nach Manenberg in den Cape Flats zu fahren, weil sie dort schon verletzt und um die mitgeführte Medizin beraubt worden sind. Das Krankenhaus musste wegen der ausufernden Gewalt vorübergehend schließen. Allein im April sind bisher 14 Menschen erschossen und weitere verletzt worden, Durchschnittsalter 25. Die Bande Hard Living kämpft mit den Dixie Boys, die Clever Kids laden in ihre Kampfzone mit einem Spruchband Willkommen im Clever Land ein. Und die Americans und die Ghetto Kids mischen auch mit.

Manenberg ist nicht allein betroffen. Auch in Mitchells Plain, Bonteheuwel, Wesbank, Elsies Rivier, Hanover Park, Lavender Hill, Bishop Lavis und Kayelitsha leben die Einwohner gefährlich. Die Polizei schickt mehr Beamte in die brisantesten Viertel, aber sie ist hoffnungslos unterbesetzt, besonders in der Provinz Westkap, wo die nationale Regierung, der die Polizei untersteht, alles tut, um der von der Opposition regierten Provinz das Leben schwer zu machen. Das Drogen- und Gangbekämpfungsteam der Stadtverwaltung ringt um die aktive Mitwirkung der Bevölkerung, die aus Angst oft lieber wegsieht. Und der Teufelskreis von Armut, Drogen, Alkohol, schlechter Ausbildung und Arbeitslosigkeit ist schwer zu durchbrechen.

Bildnachweis:

Karte von Manenberg mit den Punkten (rot), an denen Menschen in der ersten Hälfte April erschossen oder schwer verletzt wurden: Die Burger, 14.4.2016

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