15. April 2016

Bildersturm



In das Büro des Vizekanzlers – die Position entspricht unserem Rektor – der Universität Kapstadt (UCT) ist während der Studentenunruhen im vorigen Jahr eine Benzinbombe geworfen worden. Ich nehme es nicht persönlich, ließ Vizekanzler Max Price verlauten. Nicht persönlich hat er sicher auch die Verbrennung von Kunstwerken m Februar genommen, mit denen die Universität dank großzügiger Stiftungen reichlich ausgestattet ist. Eine ganze Bibliothek an einer anderen Universität zerstört, Bilder verbrannt. Das erinnert uns Deutsche an ungute Zeiten des Meinungsterrors.

Nun setzt die Universitätsspitze auf den Bildersturm noch eins drauf.  Man ist dabei, viele der noch nicht zerstörten Bilder zu entfernen und in den Arsenalen zu verbergen. Darunter sind Bilder von zeitgenössischen
Künstlern wie Breyten Breytenbach, dem vehementen Apartheidsgegner, der deswegen im Gefängnis saß, und Diane Victor, deren Arbeiten in der  Kapstädter Nationalgalerie hängen. Zum Schutz der Kunstwerke, hat es zunächst geheißen. Inzwischen wird aber immer klarer, dass die Universität dabei ist, Selbstzensur im Trend der Studentenunruhen zu üben. Max Price hat die Aktion als Teil des beschleunigten Transformationsprozess an der Universität Kapstadt bezeichnet. Dieses in letzer Zeit in  Mode gekommene Zauberwort bedeutet soviel wie eine zweite Ermächtigungswelle für schwarze Südafrikaner, die mit dem Stand der Regenbogennation unzufrieden sind. Als Beispiel hat der Vizekanzler angeführt, auf einigen der abgehängten Bilder würden arme Schwarze abgebildet, aber nie arme Weiße.  

Das Argument ähnelt dem der Umbenennungskampagne an derselben Universität (s. mein Blogeintrag vom 5.4.2016). Kunstwerke sollen nur das zeigen, was man sehen möchte. Da ist Agitprop nicht mehr fern. Eine neu eingesetzte Kunstkommission soll entscheiden, was nun an die Wände kommt. Man darf gespannt sein. Viele Kritiker dieser Aktion sehen allerdings eher Grund zur Besorgnis. Breyten Breytenbach hat sein Bild unter Protest zurückgefordert.

Bildnachweis:

Studenten tragen Bilder aus der Kunstsammlung der UCT nach draußen, um sie zu verbrennen: Die Burger 13.4.2016

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