7. April 2011

Hat Ihre Urgrossmutter schon ein I-Pad?


Nein? Dann wird es aber höchste Zeit, wenn Sie mit den asiatischen Trendsettern mithalten wollen. In Singapore und Kuala Lumpur gehen in diesen Tagen die I-Pads aus. Die Geschäfte werden gestürmt. Denn es ist Qing Ming, das Fest der Ahnenverehrung, und da lässt sich ein gläubiger Chinese nicht lumpen. Die Ahnen wollen es im After Life schließlich ebenso komfortabel haben wie ihre Nachkommen im Hier und Jetzt.

So zieht die ganze Familie noch bis Sonntag auf den Friedhof und bringt den Ahnen Gaben dar. Wer kein I-Pad mehr ergattern konnte, muss mit einer Louis Vuitton-Tasche vorliebnehmen oder mit einer schmucken Villa nebst Swimmingpool. Auch ein Mercedes oder BMW wird gern gesehen. Hat man alles den Ahnen auf die Gräber gelegt, um sie günstig zu stimmen, dann werden die guten Gaben verbrannt. Welch ein Jammer um all den Luxus, werden sie ausrufen. Aber keine Sorge, alles ist nur aus Papier. Seit Wochen haben die Hersteller und Verkäufer von Papiernachbildungen all der guten Dinge, die das Leben dort und hier angenehm machen, Hochkunjunktur. Und die Ahnen sind heutzutage eben auch markenbewusst und wollen technologisch mit der Zeit gehen. Wer könnte es ihnen verdenken, spielen ihre Nachkommen doch am liebsten mit ihrem Smartphone oder I-Pad.

Foto: The Straits Times vom 7.4.2011