8. April 2016

Familiendorf



Buysdorp steht auf dem Schild an der Straße in Limpopo im subtropischen Norden Südafrikas. Doch unser Joseph Buys ist nicht bis zum Soutansberg gekommen. Der Gründer von Buysdorf war vielmehr ein gewisser Coenraad de Buys, der im 18.Jahrhundert auf der Flucht aus der Kapkolonie hier gelandet ist.  Er war ein
rechter Schlingel, sagt Gideon Buys, direkter Nachkomme und Besitzer des Tante-Emma-Ladens von Buysdorf. Alle im Dorf stammen irgendwie vom Stammvater Coenraad ab, denn der liebte die Frauen, besonders die Xhosafrauen, und hatte viele Kinder.

So ist Buysdorf eine Großfamilie und gleichzeitig ein Dorf. Alle verehren den früheren Burenpräsidenten Paul Kruger, denn der hat dieser Gemeinschaft von Coloureds das Land gegeben, auf dem sie seitdem siedeln, weil sie den burischen Vortreckern im Kampf gegen schwarze Stämme geholfen haben.  Das ist mehr als hundert Jahre her, in Südafrika eine Ewigkeit. Doch sie halten weiterhin zusammen und haben sogar ein eigenes Verwaltungsstatut. Es gibt ein Managementkommittee, eine Allgemeine Versammlung und einen
Ältestenrat.

Die jungen Leute gehen zum großen Teil weg, um in den Städten Arbeit zu suchen, aber alle kommen zurück, wenn sie älter sind, sagt Andries Buys, einer der Vorsitzenden des Managementkommittees. Dann suchen sie um ein Stück Land nach. Niemand besitzt das Land, es wird nur verpachtet, aber jeder, der älter als 21 Jahre ist, sich selbst ernähren kann und verheiratet ist, kann nach den Statuten nach die Zuweisung einer Parzelle beantragen. Dann muss er bauen. Keine Parzelle darf leer stehen. Natürlich muss er ein Buys sein. Mit der Ehepflicht nehmen
wir es nicht mehr so genau, sagt Piet, der andere Vorsitzende. 300 Menschen leben z. Zt. ständig im Dorf.

Die schmucke weiße Kirche wurde 1923 fertig. Immer wenn etwas Geld da war, hat man weiter gebaut. Wir haben Teeparties ausgerichtet und Vieh für die Kirmis geschlachtet, um Geld für den Kirchbau zu bekommen, erinnert sich Ouma Sareena Buys, die mit 90 Jahren älteste Einwohnerin. Djong! und wir haben Maroelabier gebraut. Das war lecker. Die Buysens müssen recht trinkfest sein, können doch sogar Elefanten angeheitert einherschwanken, wenn  sie von den Maroelafrüchten, die leicht schon am Baum vergären, zu viel naschen.

Wir streiten wie in jeder Familie, sagen Andries und Piet, aber wir raufen uns auch wieder zusammen. Derweil singt eine Stimme im Autoradio das afrikaanse Lied: Wo ein Mensch frei Atem holen kann und an Gott glauben, da steht mein Haus. Das könnte für Buysdorf komponiert worden sein. 




Bildnachweise: Die Burger, 4.4.2016
Buysdorp
Gideons Laden
Gideon und Sareena Buys
Buysdorps Kirche
 

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