2. April 2016

Kapstadt-Schilderei



In einer MyCiTi-Bus-Station steht Ahmed und raucht und pfeift abwechselnd. Da kommt ein Hund, ein kleiner schwarzer, und schnuppert an seinen Schuhen. Ahmed wirft ihm ein paar Kekskrümel aus seiner Tasche hin. Er fragt sich, ob der Hund nicht auch etwas zu trinken braucht bei der Hitze. Ein paar Rand-Münzen hat er in der Tasche, aber damit will er Mückenspray kaufen, das es ein paar Schritte weiter gibt. Er setzt sich hin und überlegt. Allerdings könnte er für das Geld auch einen Hamburger mit Getränk erstehen oder sogar eine Wasserpistole. Noch unschlüssig steigt er auf sein Skateboard und braust davon.

 




Das Schild, das ihm all dies verbietet, hat er gar nicht erst bemerkt.

Kaum zu übersehen ist dagegen das große elektronisch beschriftete Schild an der Stadtautobahn R 300, die von den nördlichen Vorstädten zum Flugplatz und zu den Cape Flats führt. Es warnt abwechselnd auf Englisch und auf Afrikaans:
High crime area. Do not stop.  / Gebiet mit hoher Verbrechensrate. Halten Sie nicht an.

Ein anderes an der gleichen Strecke ermahnt:
Danger. Report crime. / Gefahr. Melden Sie Verbrechen.
Es folgt eine Telefonnummer. Hier hat es der Autofahrer amtlich. Er riskiert, auf dieser Strecke beschossen, mit Steinen beworfen oder aus seinem Auto verjagt zu werden.  Ich muss nur so schnell wiemöglich vorbeifahren, aber wie mögen die Bewohner des Stadtteils Delft, den man passiert, mit der täglichen Gewalt leben?  Giovanni, ein Tischler, der bei mir gearbeitet hat, weiß es. Er wohnt in Delft. Manchmal ließen sie ihre Kinder nicht in den Vorgarten, aus Furcht, sie könnten in das Kreuzfeuer zweier rivalisierender Banden geraten.

Südafrikaner sind gläubig. Der liebe Gott ist immer dabei. So beschwört ein anderes Schild, nicht weit entfernt von der Verbrechenswarnung, an der Autobahn N2 auf Afrikaans:
Im Westkap sagen wir nein zu Drogen und Alkohol und vertrauen auf Jesus.
Wer mehr auf sich selbst vertraut, greift zur Waffe. Obwohl im Prinzip reguliert, hat der Waffenbesitz in den letzten Jahren erschreckend zugenommen. 

Mit einem Gastbeitrag von Klaus Stadtmüller (Schild und Hund)

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