In einer MyCiTi-Bus-Station steht Ahmed und raucht und
pfeift abwechselnd. Da kommt ein Hund, ein kleiner schwarzer, und schnuppert an
seinen Schuhen. Ahmed wirft ihm ein paar Kekskrümel aus seiner Tasche hin. Er
fragt sich, ob der Hund nicht auch etwas zu trinken braucht bei der Hitze. Ein
paar Rand-Münzen hat er in der Tasche, aber damit will er Mückenspray kaufen,
das es ein paar Schritte weiter gibt. Er setzt sich hin und überlegt.
Allerdings könnte er für das Geld auch einen Hamburger mit Getränk erstehen
oder sogar eine Wasserpistole. Noch unschlüssig steigt er auf sein Skateboard
und braust davon.
Das Schild, das ihm all dies verbietet, hat er gar nicht
erst bemerkt.
Kaum zu übersehen ist dagegen das große elektronisch
beschriftete Schild an der Stadtautobahn R 300, die von den nördlichen
Vorstädten zum Flugplatz und zu den Cape Flats führt. Es warnt abwechselnd auf
Englisch und auf Afrikaans:
High crime area. Do
not stop. / Gebiet mit hoher
Verbrechensrate. Halten Sie nicht an.
Ein anderes an der gleichen Strecke ermahnt:
Danger. Report crime. /
Gefahr. Melden Sie Verbrechen.
Es folgt eine Telefonnummer. Hier hat es der Autofahrer
amtlich. Er riskiert, auf dieser Strecke beschossen, mit Steinen beworfen oder
aus seinem Auto verjagt zu werden. Ich
muss nur so schnell wiemöglich vorbeifahren, aber wie mögen die Bewohner des
Stadtteils Delft, den man passiert, mit der täglichen Gewalt leben? Giovanni, ein Tischler, der bei mir
gearbeitet hat, weiß es. Er wohnt in Delft. Manchmal ließen sie ihre Kinder
nicht in den Vorgarten, aus Furcht, sie könnten in das Kreuzfeuer zweier rivalisierender
Banden geraten.
Südafrikaner sind gläubig. Der liebe Gott ist immer dabei.
So beschwört ein anderes Schild, nicht weit entfernt von der
Verbrechenswarnung, an der Autobahn N2 auf Afrikaans:
Im Westkap sagen wir
nein zu Drogen und Alkohol und vertrauen auf Jesus.
Wer mehr auf sich selbst vertraut, greift zur Waffe. Obwohl
im Prinzip reguliert, hat der Waffenbesitz in den letzten Jahren erschreckend
zugenommen.
Mit einem Gastbeitrag
von Klaus Stadtmüller (Schild und Hund)
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