In den streng funktionalen Räumen des Multitheaterkomplexes Teatro San Martín an der Av. Corrientes würde man es nicht vermuten, aber dort findet man dieser Tage einen fast echten toldo im dritten Untergeschoss, ein Indianerzelt. In betont naturalistischer Kulisse geben vier Indios, zwei Weiße und eine surreale Dame Zukunft die Farce Los Suenos de Cohanaco . Der Kazike mit dem Namen, der fast wie Guanaco klingt, wie das Wild, das er und seine kleine Truppe jagen, hat längst jede Gewissheit verloren und fast alle Würde. Mit der Flasche aguardiente, Feuerwasser, in der Hand, taumeln er und sein Kumpan mit ihren zwei Frauen durch ihr Leben, dem die weißen Kolonisatoren die Grundlage entzogen haben. Ob es der zwischen vorgezeigter englischer Fairness und kolonialem Machtanspruch changierende Mr. Sheffer ist oder der zynische chilensche Gauner, was sie den Indios bringen, ist der Untergang. So hält sich Cohanaco in seinen schnapsseligen Träumen an die Zukunft, diese lächelnde, sich stets entziehende Wundergestalt im roten Satin.
Autorin, Regisseurin und Akteurin Mariana Chaud, unterstützt von Leandro Halperín, gelingt es, die Geschichte eines so tragischen wie unausweichlichen Niedergangs als Burleske zu erzählen, ohne dass die Fallhöhe von den Lachern eingeebnet wird. Cohanaco und Patitas, eine seiner Frauen, haben anrührende Momente, wenn sie das Neue zu umarmen versuchen ohne das Alte aufzugeben. Die Zukunft ist wie ein Kondor, er setzt sich nieder und fliegt davon, wenn man ihn halten will, ist Cohanacos lebensweises Fazit.
Szenenfoto aus dem Programmheft
30. April 2010
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