Als ich kürzlich zu einem Geburtstag eingeladen war, beschwor mich die Gastgeberin angesichts meines Rufs als pünktliche Deutsche, wie mir schien, ich solle bitte ohne Eile kommen. So ging ich 3o Minuten später hin, um die Gastgeber nicht in Verlegenheit zu bringen, nur um fast alle Gäste schon am Geburtstagstisch bei der Vorspeise versammelt zu finden. Ich entschuldigte mich für meine Verspätung und dachte an den Reklamespruch, den ich auf der Taxifahrt dorthin gelesen hatte. Ein privater Limousinendienst warb: El tiempo perdido es parte de su vida / Die verlorene Zeit ist Teil ihres Lebens.
17. April 2010
Ohne Eile
Mit Erstaunen, wenn nicht Befremden verzeichnete La Nación, dass Angela Merkel anlässlich des Nuklear-Gipfels vor einigen Tagen in Washington zur von ihr einberufenen Pressekonferenz mit extremer Pünktlichkeit erschien. Über solche deutschen Unsitten kann ein Argentinier nur den Kopf schütteln. Wer wird schon die Veranstalter, die Gastgeber, die Mitbeteiligten damit beschämen, dass er vor ihnen da ist. So wartet lieber jeder auf den anderen, und alles fängt halt etwas später an. Das Später kann sich dehnen, über einer Stunde würde man aber von Verspätung reden. Man hält das hierzulande für die menschenfreundlichere und höflichere Variante. Ob es das wirklich ist, darf bezweifelt werden. Denn rechnen kann man mit der Verspätung nie. So geht man nur ein wenig später zur Verabredung und wartet. Wie viel einfacher wäre es für alle Beteiligten, denkt die unverbesserliche Deutsche, wenn man sich darauf verständigte, den anberaumten Termin ernst zu nehmen.
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Buenos Aires,
Zeit
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