4. Juli 2010

Relative Armut

Wer am zentralen Bahnhof Retiro ankommt, und sich von dort in die betuchten nördlichen Vororte von Buenos Aires begibt, fährt an einem Stück Dritter Welt vorbei. In der Villa 31 stapeln sich direkt zwischen Bahngleisen und Stadtautobahn ärmliche Häuschen und Bretterverschläge in wildem Chaos über- und nebeneinander. Diese Villa Miseria, wie die Elendsviertel hierzlande heißen, liegt mitten im Zentrum. Viele andere, in die so mancher Porteno nie einen Fuß setzen würde, breiten sich in der südlichen Stadthälfte aus. Die Armut deutlich zu verringern, ist trotz flammender Rhetorik und etlichen Ad-Hoc-Zuwendungen auch der linksperonistischen jetzigen Regierung nicht gelungen.

Doch Armut ist relativ. Schaut man auf die Statistik, so steht Argentinien innerhalb Lateinamerikas nicht so schlecht da. Nach einer Untersuchung von Gallup müssen 25,3% aller Argentinier mit weniger als 2 USD pro Tag auskommen, und einer unter fünf hat keinen Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen. Besser geht es aber auf dem Subkontinent nur den Chilenen. Alle anderen, selbst das prosperierende Brasilien und das gesamtwirtschaftlich potentere Mexiko, weisen noch schlechtere Ergebnisse im Armutindex auf.

Foto: Fernando Rey

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