25. Juli 2010

Personenkult

Argentinien hat sein gerütteltes Maß an lateinamerikanischen politischen Erbkrankheiten wie dem Caudillismo, der Herrschaft eines starken Regional"fürsten" und dem damit zusmmenhängenden Personenkult. Und man liebt den Blick in die glorreiche Vergangenheit. Das Bicentenario bietet Anlass sich noch intensiver über die eigene Vergangenheit zu beugen, als sonst. So sah ein Karikaturist schon die Ortsheiligen General San Martín, General Belgrano und General Perón als Zombies aus dem Grab steigen. Zum 115. Geburtstag von Domingo Perón klebten überall Plakate, die dem Verblichenen dankten: Gracias mi General. Keine Grenzen kennt die Verehrung für die Frau an seiner Seite. An Eva Perón kommt niemand vorbei. Evita lebt in uns kann man dieser Tage auf einem weiteren Plakat stadtweit lesen. Zu Evitas 58. Todestag legen die regierenden Peronisten noch eins drauf. Die Stadt ist mit Plakaten überschwemmt: Evita ruft uns zusammen . Dein Leben ist unser Beispiel, dein Name unsere Flagge. Evita in unserem Herzen. In der Casa Rosada gibt es einen Festakt und einen Fakelzug durch die Straßen. Präsidentin Cristina Kirchner sieht sich wohl als Reinkarnation von Evita.

Da wollen die Madres der Plaza de Mayo nicht zurückstehen. Unter ihrer Chefin Hebe Bonafini haben sie sich, nicht zuletzt dank reichlich fließender finanzieller Unterstützung seitens der Regierung, zu bedingungslosen Anhängern von Nestor und Cristina Kirchner entwickelt. So nennt sich eine Gruppierung der Madres nach dem Vornamen der Präsidentin Las Cristinas.
Ein unbefangener Zugereister würde annehmen, dass die Zentralbank von Bankexperten geführt wird. Nicht so in Argentinien. Die Präsidentin, von der Regierung in einem umstrittenen Coup eingesetzt, die beiden Vizepräsidenten und alle sieben Direktoren gehören politischen Gruppierungen an, die in der Öffentlichkeit heftig diskutiert werden. Die Nähe zu einer der Gruppen definiert sich dabei nicht nach Parteizugehörigkeit, sondern nach den leitenden Figuren, denen die jeweiligen Bankmenschen verpflichtet sind. So ergibt sich eine bunte Mischung von Kirchneristas, Lavagnistas, Redadristas und weiteren istas. Da geht es doch nicht um Fachleute, oder?

Eine weitere argentinische Identifikationsfigur, Diego Maradona, dient sich derweil dem in Caudillo-Manier regierenden Staatschef von Venezuela an. Mit Huguito, Hugochen Chavez ist Maradona auf Du und Du und will ihm helfen, die nächste Wahl zu gewinnen. Vielleicht hat Dieguito als Königsmacher mehr Glück denn als Fußballtrainer.

Karikatur: La Nación, 9.6.2010
Foto: La Nación, 27.7.2010

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