Ein
Nebenschauplatz ist der Kampf vor allem schwarzer Studentenaktivisten gegen
Afrikaans als Unterrichtssprache an Universitäten. Die Universitäten geben
nach, obwohl gerade in der Kapprovinz 50% der Bewohner Afrikaans als
Muttersprache haben, und Englisch auch für die meisten schwarzen Studenten eine
nur unzureichend beherrschte Zweitsprache ist. Unterricht in den anderen von der
Verfassung anerkannten Sprachen wie Xhosa, Zulu und Sotho findet praktisch
nicht statt.
Begonnen
haben die Studentenunruhen, die an vielen Universitäten zu Gewaltakten mit
Zerstörung von Unterrichtsgebäuden, Bibliotheken, Mobiliar und Kunstwerken mit
Schäden in Millionenhöhe geführt haben, mit der Bewegung #Rhodesmustfall an der Universität Kapstadt im Frühjahr 2015. Der steinerne Cecil Rhodes wurde als
schlimmer Kolonialist, der er zweifellos war, mit Kot beworfen und schließlich
abgeräumt, wobei man vergisst, dass seine Stiftung des Geländes das Entstehen der
Universität erst möglich gemacht hat. Ihm folgten weitere Standbilder aller
möglicher Vorapartheid-Leuchten des politischen und kulturellen Lebens an
anderen Universitäten, die nun entweder zerbrochen sind, in Teichen schwimmen oder
in Magazinen versteckt werden. Jetzt beginnt dazu die universitäre Umbenennungswelle,
vor der auch der frühere Präsident Jan Smuts, ein Mitgründer des Völkerbunds,
und die deutschstämmigen Stifter Otto und Werner Beit, nicht sicher sind. Was
Südafrika bei seinem friedlichen Übergang vom Apartheidregime zur schwarzen
Mehrheitsregierung vermieden hat, die Geschichte, wo sie nicht gefällt, durch
solche Aktionen rückwirkend umzuschreiben, jetzt wird es nachgeholt. Die radikalsten Studenten
wollen auch Curriculum und Lehrkörper der Universitäten „entkolonialisieren“,
was immer das heißen mag. So rechtfertigt sich die Zerstörungswut.
Die
größte Studentenbewegung des vorigen und dieses Jahres ist aber #feesmustfall. Auch die tertiäre
Ausbildung soll kostenlos sein, weil viel schwarze Studenten aus armen Verhältnissen
Schwierigkeiten haben, die – mäßigen – Studiengebühren aufzubringen. Die bisher
schon großzügige Stipendienregelung reicht nun nicht mehr. Alles soll kostenlos
sein. Die Regierung hat nachgegeben, wobei noch unklar ist, wie das finanziert
werden soll. Von Anstrengungen, mehr Mittel in die desolate Schulausbildung zu stecken,
die dazu führt, dass ein großer Teil auch der aufgenommenen Studenten weit
davon entfernt ist, hochschulreif zu sein, ist nicht die Rede.
Eine Grundwelle
von Unzufriedenheit der born free-Generation,
die Apartheid und Kampf dagegen nicht mehr erlebt hat, sich aber weiterhin
benachteiligt fühlt, schwappt übe das Land. Der regierende ANC ist derweil in
Parteizwist und ausufernde Korruption verstrickt. In der Politik oder den per
BEE (Black Economic Empowerment) umverteilten Großunternehmen wird ein kleiner
Teil der schwarzen Bevölkerung reich, der Rest bleibt arm und häufig
arbeitslos. Dennoch wurde der letze Slogan, der die Unzufriedenheit mit der Regierung
und vor allem ihrem korrupten Präsidenten Jacob Zuma ausdrückt, im Wesentlichen
von weißen Südafrikanern unterstützt: #Zumamustfall. An allem ist Jan van Riebbeck schuld, der erste Holländer, der 1652
südafrikanischen Boden betrat, sagt Jacob Zuma. Er selbst wurde darob in einer satirischen
Fotomontage als Spätnachfolger Jan van Nkandla porträtiert. Nkandla ist der
weitgehend mit Steuergeldern finanzierte opulente Privatwohnsitz des
Präsidenten und seiner ausgedehnten Familie von vierEhefrauen und einer Unzahl
von Kindern.
Bildnachweise:
Kill White People –Mensa der Universität Kapstadt: Die Burger
16.1.16
Fuck all
Whites – Wits Universität Johannesburg: The Times, 21.2.16
Antirassismus-Plakat: Farbe darf uns nicht teilen: Die Burger
12.3.2016
Kampf den Wissenschaften – das zerstörte Gebäude de
Naturwissenschaftlichen Fakultät an der Nord-West-Universität: Die
Burger 26.2.16
Präsident CR Swart im Teich der Universität des Freistaats: Die
Burger 5.3.16.
Abtransport des Rhodes-Standbilds im April 2015: Sunday Times 20.3.16
#Zumamustfall-Transparent an einem Wohnhaus in Kapstadt: Die
Burger 12.2.16
Jan van Riebeeck und Jan van Nkandla: Die Burger, 27.1.15
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