28. März 2016

Frauenpower



Empowerment ist ein Zauberwort im neuen Südafrika, das sich schlecht übersetzen lässt, denken wir doch bei Ermächtigung eher an ungute Zeiten der Diktatur, die per Ermächtigungsgesetz alle Macht an sich riss. Ganz anders bedeutet empowerment gerade, dass die vorher Machtlosen nun ermächtigt werden ein selbstbestimmtes und auch wirtschaftlich unabhängiges Leben führen zu können. Viel davon steht vorerst nur auf dem Papier, und besonders für Frauen ist das empowerment oft noch fern. So fallen die Lichtblicke besonders ins Auge.

Martha Fielies war lange Zeit arbeitslos. Heute arbeitet sie auf ihrer eigenen Hofstelle und erntet buchstäblich
die Früchte ihrer Mühe, wenn sie mit ihren Saisonarbeitern die Aprikosenernte einbringt. Mit 183 anderen Arbeitern ist sie Anteileignerin der Farm Klipdrift. Auf 20 Hektar sind Aprikosen- und Pfirsichbäume gepflanzt worden, und  in diesem Jahr wird die erste Ernte von 400 Tonnen Aprikosen eingebracht. Das Frauen-Empowerment-Projekt verdankt sich einer Initiative der Wein-  und Obstbauern aus dem Gebiet von Robertson in der Kapprovinz.  Die Anteilseignerinnen bekommen Ausbildung im Obstanbau und ein langfristiges, zinsloses Darlehen, das sie mit 10 % von ihrem Ertrag abzahlen. Sie sind im Workers Trust zusammengeschlossen, dem Partner der Weinbauernvereinigung.  Martha Fielies kümmert sich auch um Buchhaltung und Verwaltung selbst. Heute bin ich Boss auf meinem eigenen Hof, sagt sie stolz.

Auf sich allen gestellt ist vorerst noch Hühnerverkäuferin Angela Langa. Im Johannesburger Township Soweto handelt sie mit lebenden Hühnern. Auf der Skala der informellen Händler in Soweto steht sie weit oben, denn ihre Hühner haben Qualität, und viele Townshipbewohner bevorzugen die lebenden Hühner
gegenüber der verpackten Massenware vom Supermarkt. Kunde Bafana Mthembu  preist Angelas Hühner als saftig und wohlschmeckend. Man muss sie nur lange genug kochen oder braten und die richtigen Gewürze beifügen, meint er fachmännisch. Jeder Südafrikaner verzehrt 36 kg Huhn pro Jahr, viel mehr als Rind- oder Schweinefleisch. Jenseits des informellen Handels ist Hühnerfarmen big business.

Nun sollen erstmals Hühner aus den USA importiert werden, zum Leidwesen kleinerer einheimischer Betriebe. Evodia Motsepe, Direktorin von Mega Food Suppliers, sieht das anders. Sie ist die einzige schwarze Unternehmerin, die schon genug Power hat, um sich an diesem Import, der zunächst viel Investitionskapital für Kühlhauslagerung und Verteilernetzwerk verschlingt, beteiligen zu können. Nachdem
ich Jahre lang von lokalen Hühnerproduzenten  übersehen wurde, habe ich mit diesem Importhandel meinen Durchbruch, erklärt sie zuversichtlich. Ihre erste Ladung amerikanischer Hühner erwartet sie für Mitte April: 1025 Tonnen in 40 Containern. Wenn alles gut geht, will sie in den nächsten zehn Jahren viermal jährlich eine ähnliche Menge abnehmen und verkaufen.





Bildnachweise:

Kleinbäuerin Martha Fielies bei der Aprikosenernte: Die Burger, Beilage Landbou, 31.1.14 
Hühnerfrau Angela Langa in Soweto: Mail & Guardian, 26.2.-3.3.16  
Hühnerimporteurin Evodia Motsepe in ihrem Lagerhaus: Sunday Times 20.3.16


 
 

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