Empowerment ist ein Zauberwort im neuen
Südafrika, das sich schlecht übersetzen lässt, denken wir doch bei Ermächtigung eher an ungute Zeiten der
Diktatur, die per Ermächtigungsgesetz alle Macht an sich riss. Ganz anders bedeutet
empowerment gerade, dass die vorher
Machtlosen nun ermächtigt werden ein selbstbestimmtes und auch wirtschaftlich
unabhängiges Leben führen zu können. Viel
davon steht vorerst nur auf dem Papier, und besonders für Frauen ist das empowerment oft noch fern. So fallen die
Lichtblicke besonders ins Auge.
Martha
Fielies war lange Zeit arbeitslos. Heute arbeitet sie auf ihrer eigenen
Hofstelle und erntet buchstäblich
die Früchte ihrer Mühe, wenn sie mit ihren
Saisonarbeitern die Aprikosenernte einbringt. Mit 183 anderen Arbeitern ist sie
Anteileignerin der Farm Klipdrift. Auf 20 Hektar sind Aprikosen- und
Pfirsichbäume gepflanzt worden, und in
diesem Jahr wird die erste Ernte von 400 Tonnen Aprikosen eingebracht. Das Frauen-Empowerment-Projekt verdankt sich einer
Initiative der Wein- und Obstbauern aus dem
Gebiet von Robertson in der Kapprovinz. Die
Anteilseignerinnen bekommen Ausbildung im Obstanbau und ein langfristiges, zinsloses Darlehen, das sie mit
10 % von ihrem Ertrag abzahlen. Sie sind im Workers
Trust zusammengeschlossen, dem Partner der Weinbauernvereinigung. Martha Fielies kümmert sich auch um
Buchhaltung und Verwaltung selbst. Heute
bin ich Boss auf meinem eigenen Hof, sagt sie stolz.
Auf
sich allen gestellt ist vorerst noch Hühnerverkäuferin Angela Langa. Im
Johannesburger Township Soweto handelt sie mit lebenden Hühnern. Auf der Skala
der informellen Händler in Soweto steht sie weit oben, denn ihre Hühner haben Qualität,
und viele Townshipbewohner bevorzugen die lebenden Hühner
gegenüber der
verpackten Massenware vom Supermarkt. Kunde Bafana Mthembu preist Angelas Hühner als saftig und
wohlschmeckend. Man muss sie nur lange
genug kochen oder braten und die richtigen Gewürze beifügen, meint er
fachmännisch. Jeder Südafrikaner
verzehrt 36 kg Huhn pro Jahr, viel mehr als Rind- oder Schweinefleisch.
Jenseits des informellen Handels ist Hühnerfarmen big business.
Nun
sollen erstmals Hühner aus den USA importiert werden, zum Leidwesen kleinerer
einheimischer Betriebe. Evodia Motsepe, Direktorin von Mega Food Suppliers, sieht
das anders. Sie ist die einzige schwarze Unternehmerin, die schon genug Power
hat, um sich an diesem Import, der zunächst viel Investitionskapital für
Kühlhauslagerung und Verteilernetzwerk verschlingt, beteiligen zu können. Nachdem
ich Jahre lang von lokalen Hühnerproduzenten
übersehen
wurde, habe ich mit diesem Importhandel meinen Durchbruch, erklärt sie zuversichtlich.
Ihre erste Ladung amerikanischer Hühner erwartet sie für Mitte April: 1025
Tonnen in 40 Containern. Wenn alles gut geht, will sie in den nächsten zehn
Jahren viermal jährlich eine ähnliche Menge abnehmen und verkaufen.
Bildnachweise:
Kleinbäuerin Martha Fielies bei der Aprikosenernte: Die Burger,
Beilage Landbou, 31.1.14
Hühnerfrau Angela Langa in Soweto: Mail &
Guardian, 26.2.-3.3.16
Hühnerimporteurin Evodia
Motsepe in ihrem Lagerhaus: Sunday Times 20.3.16
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen