Das kühle, brandneue Viertel Puerto Madeiro an den schick umgebauten ehemaligen Docks des alten Hafens war gestern abend wie verzaubert. Segelschulschiffe aus den meisten südamerikanischen Ländern und aus den Mutterländern Spanien und Portugal trafen sich auf ihrem Weg von Rio de Janeiro über Montevideo im Hafen von Buenos Aires bevor es weiter nach Ushuaia und ums Kap Hoorn geht und schließlich nach Vera Cruz in Mexiko. 200 Jahre Unabhängigkeit von den iberischen Kolonialmächten feiern die Marineschiffe aus Mexiko, Venezuela, Kolumbien, Ekuador, Brasilien, Uruguay, Chile, Peru und nicht zuletzt Argentinien mit ihrer festlichen Regatta Velas Sudamérica 2010.
Ich schiebe mich durch eine fröhliche Menge von Sonntagsausflüglern, die alle Schiffe beklatschen, vor allem die Libertad ihres eigenen Landes und, aus Solidarität mit dem vom Erdbeben heimgesuchten Nachbarn, die Esmeralda aus Chile. Vor jedem Schiff stehen lange Schlangen, denn alle können besichtigt werden. Nicht nur die Gallionsfiguren und Flaggen halten Ehrenwache, auch die Besatzungen in ihren blütenweißen Galauniformen grüßen die Besucher. Eines ist schöner, schlanker, prächtiger als das andere. Hoch ragen die Masten auf.
Es ist ein goßartiger Anblick, diese eleganten Segler in so großer Anzahl versammelt zu sehen. In einem Zelt zeigt Argentinien seine Marinegeschichte in einer Ausstellung von Schiffsmodellen und Schlachtgemälden, allen voran Porträt und Schiff von Almirante Guillermo Brown, dem verehrten irischstämmigen Admiral aus den Befreiungskämpfen.
Puerto Madero, das schon an normalen Abenden mit seinen angestrahlten Hochhaustürmen und historischen Baukränen strahlt, zeigt sich heute abend als Märchenland. Die beleuchteten Maste der Schiffe spiegeln sich in den Fenstern der Hochhäuser, die Frauenbrücke mit ihrer kühn geschwungenen Nadelspitze wird in allen Regenbogenfarben angestrahlt, und von einem Restaurantschiff hallen Openarien über die diques, die schmalen Hafenbecken vor den Lagerhäusern. Vergnügt schlendern ganze Familien mit Urahne, Mutter und Kind an all der leuchtenden Pracht vorbei und kehren schließlich spät am Abend in eines der unzähligen Restaurants dieses Vorzeigeviertels zu einem, für unsere Verhältnisse, nächtlichen Abendessen ein. Puerto Madero ist heute nicht das Nobelviertel, dem man nachsagt, es sei die größte Geldwäscheanlage Südamerikas. Es ist für alle da, zum Staunen und Genießen.
Für das Foto danke ich Florence Konzcewska
8. März 2010
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