Der Countdown läuft. Am 25. Mai wird Argentinien als von der Kolonialmacht Spanien unabhängige Republik 200 Jahre alt. Für Vorfreude aufs Bicentenario ist gesorgt. Im ohnehin reich bestückten Kulturkalender von Buenos Aires gibt es nun attraktive Sonderveranstaltungen.
Gestern trafen sich zwei große Geister der Vergangenheit - virtuell. Im Edificio Barolo perlten Piano-Töne durch die riesige Eingangshalle bis hinauf zum Leuchtturm im 14. Stockwerk des ersten Hochhauses der Gründerzeit. Und Dante war dabei. Der italienische Architekt hat in dem Prachtbau zu Ehren seines berühmten Landsmannes vielfältig Themen aus der Divina Commedia verarbeitet. Die Wände der Halle zieren Zitate. Die schmiedeeisernen Gitterfahrstühle schweben vom Purgatorium in den Himmel, der etwas undantesk von den rot blinkenden Lichtern der Strom- und Fernsehmasten bestückt ist und sich über das chaotische Dächergewirr des Buenos Aires von heute spannt.
Die leichtfüßige Introduktion mit Phantasie, Scherzo und Ballade, vom jungen Tomás Alegre gespielt, steigerte sich über Mazurkas zum Crescendo der Großen Polonnaise Brillante unter den kraftvollen Händen von Elsa Puppulo und Martha Noguera. Jeder, der wollte, konnte hereinschlendern und zuhören, libro y gratuito, während sich ab und zu verspätete Angestellte aus den vielen Büros des Barolo auf ihrem Heimweg sachte durch die Menge schoben. So unzeremoniell kommt Kultur in Buenos Aires daher, das aber immer gekonnt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen