Anders als Kleist, der seine dramatische Erzählung Das Erdbeben von Chili in St. Jago, dem heutgen Santiago von 1647 spielen lässt, wurde der bekannte mexikanische Schrifsteller Juan Villoro vom wirklichen Beben des Jahres 2010 in Santiago überrascht und überschreibt seinen Augenzeugenbericht, in La Nación vom 6.3. 2010 abgedruckt, El sabor de la muerte, Der Geschmack des Todes:
Während zweier endloser Minuten warf die Erschütterung Flaschen, Bücher und das Fernsehgerät um. Das Gebäude (des Hotels) neigte sich, und durch die Wand konnte ich Schreie hören... Ich würde aus der Welt in einem Bett verschwinden, das nicht meines ist, aber meine Familie (zuhause in Mexico City) war sicher. Angst und Ruhe schienen mir eins zu sein. Etwas fiel vom Dach, und ich hatte im Mund einen beißenden Geschmack. Es war Staub, der Geschmack des Todes... Als das Beben aufhörte, überkam mich ein Gefühl von Unwirklichkeit. Ich stellte mich auf die Füße, mit der Dünung, wie ein Seemann auf der Erde. Es war nicht normal, lebendig zu sein. Die Seele kehrte nicht in den Körper zurück...
Die Besatzung des chilenischen Segelschulschiffes Esmeralda - gerade mit der Südamerika-Regatta im Hafen von Buenos Aires - erlebte die Angst von Ferne, die Angst um Familie und Freunde. Es war eine fürchterliche Angst, sagte Kapitänleutnant Rodrigo Feldestedt. Mein Haus stand gegenüber dem Strand, und ich fürchtete das Schlimmste. Aber als ich wusste, dass meine ganze Familie gerettet war, machte es mir nichts aus, dass der Tsunami sich bis an die Fenster meines Hauses gehoben hatte.
Nicht nur dieses Haus liegt in Trümmern. Zahllose Menschen sind obdachlos geworden. Häuser, Schulen, Krankenhäuser und Straßen müssen wieder aufgebaut werden. Die deutschen Hilfsorganisationen haben die Aktion Deutschland hilft ins Leben gerufen und bitten um Spenden für Menschen in Chile: Stichwort Erdbeben Chile, Spendenkonto 10 20 30, Bank für Sozialwirtschaft BLZ 370 205 00
Foto: La Nación, 4.3.2010
Ich finde es unglaublich, was Menschen in solchen Situationen durchleben. Hier geht es nicht nur um die materiellen Schäden, sondern vor allen Dingen um die körperlichen und seelischen Schäden, die aufgrund eines solchen Ereignisses entstehen. Ich hoffe, dass ich niemals in einer solchen Situation stecken werde und wünsche den Menschen dort und auch in anderen Gebieten die Kraft das Ganze irgend wie zu überstehen.
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