21. März 2010

Der König lebt


Als Eugène Ionesco 1994 starb, titelte die ZEIT Der König stirbt und tat die späteren Stücke des franko-rumänischen Dramatikers, darunter auch Mörder ohne Bezahlung, als verstaubtes Ideentheater von Gestern ab.

In Buenos Aires widerlegt Regisseur Francisco Javier jetzt diese Behauptung mit einer zugleich schlanken und eindringlichen Inszenierung des Asasino sin salario. Javier hat viele Jahre als Theatermann in Paris verbracht und Ionesco gut gekannt. Mit Billigung des Autors hat er eine Bühnenfassung erarbeitet, in der das Stück von Nebenpersonal befreit und der Schlussmonolog des Protagonisten Bérenger, mit dem er gegen den Mörder /den Tod anredet, in einen mehrstimmigen Chor verlegt wird. Von den drei Hauptdarstellern - Bérenger, Architekt und Eduard - präzise und plastisch verkörpert, hat das Stück nichts von seiner Bedrohlichkeit verloren. Es hat aber an menschlicher Dimension gewonnen und ist alles andere als papierenes Ideentheater.

Anschließend erzählte der Regisseur im vollgepackten kleinen Theatersaal von seinen Begegnungen mit Ionesco. Seine Gedanken zum Stück und zu seiner Szenenversion hat Javier, der zugleich Theaterwissenschaftler ist, in einer lesenwerten Broschüre niedergelegt: Volver al principio, im Theater Actors Studio, Av. Díaz Vélez 3842, zu beziehen. Ein rundum gelungener Theaterabend, bei dem die zahlreichen jungen Zuschauer bewiesen, dass der König des absurden Theaters weiterlebt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen