Ein
böser Witz über das nach wie vor desolate Schulwesen in Südafrika geht so: Die Regierung verkündet, künftig soll es
keine Schulen unter Bäumen mehr geben. Frage: Heißt das, man will die Bäume
fällen?
Doch nicht alle Schulen unter Bäumen sind ein Zeichen für
Rückständigkeit. Manche sind sogar ein Hoffnungsschimmer. Im Mai 2012 wurde das obenstehende Foto der Selowe Primarschule im Dorf Silvermine in der Provinz
Limpopo aufgenommen. Die Schulstunde fand unter einem großen Marulabaum statt.
Es ist die Sorte Baum, von dessen Früchten der cremige, süffige Amarula Likör
gebraut wird. Leicht vergoren fallen sie zur Erde und erfreuen die Elefanten der
Gegend mit einer mild alkoholisierten Leckerei, bis sie leicht zu schwanken
anfangen. Die Gemeinde Silvermine hatte
alle Kräfte angespannt, um für die 165 Schüler einen Lehrer und Unterricht zu
bekommen, wenn auch unter Bäumen. Zwei Jahre später sitzen die Schüler in
einem, wenn auch rudimentären, Klassenzimmer mit Tafel und Schulbänken. Dank
der nicht nachlassenden Entschlossenheit der Gemeinde war es gelungen Mittel für
eine Schulgebäude und die Grundausstattung zu bekommen. Schließlich konnte man
auch die zuständige Schulbehörde überzeugen und erhielt die Anerkennung als
Regularschule. Ein enormer Fortschritt im ländlichen Limpopo. Noch fehlt viel:
Bücher, ein Schullabor und ein Sportplatz, aber ein vielversprechender Anfang
ist gemacht.
Mit
anderen Problemen haben die Jugendlichen in den Cape Flats, den ausgedehnten
Armensiedlungen um Kapstadt herum, zu kämpfen. Sie wachsen mit Alkohol- und
Drogenmissbrauch und mit Bandenkriegen auf. Schießereien sind ander Tagesordnung. Mein Tischler, der mit seinen Brüdern im Stadtteil Delft eine kleine
Werkstatt für Küchenmöbel betreibt, berichtet vom täglichen Überlebenskampf. Am
Wochenende, wenn er die Schießereien hört, lässt er seine Kinder nicht auf die
Straße und noch nicht einmal in den Vorgarten. Man bleibt lieber im Haus in
relativer Sicherheit. Für viele Jugendliche scheint der Weg in die Jugendbande vorgezeichnet zu sein.
Jedes
Projekt, das den Kindern eine Alternative bietet, ist wie ein Lichtstrahl.
Während ihre drogensüchtigen Freunde dem Tik-Tak von Methamphetamin verfallen sind, das über einer Glühbirne erhitzt wird, tippen die Schüler der Downville
Primarschule im bandengeplagten Stadtteil Manenberg auf den Boden ihrer Turnhalle
im Rhythmus eines Tango. Sie üben für einen Tanzwettbewerb in Mitchell' s Plain,
einem anderen Brennpunkt der Jugendkriminalität. Die zehnjährige Sharney sagt,
sie sei nur nach einem süchtig. Sie möchte tanzen. Mansoor, der seine Mutter verloren
hat und mit seinen drei Geschwistern von seiner Großmutter aufgezogen wird,
tanzt seit sechs Monaten und hat schon eine Reihe von Preisen gewonnen. Manchmal
müssen die Tanzschüler zuhause bleiben, denn es ist zu gefährlich auf die
Straße zugehen, aber sie und ihr Lehrer Mario Wanza geben nicht auf. Stolz sagt er: Es ist erstaunlich, was die Tänzer trotz aller Widerstände schon erreicht haben. Sie sind die Zukunft
von Manenberg.
Bilder: Kinder
in der Schule unter Bäumen in Silvermine, Limpopo im Mai 2012
Dishaad
Johnson und Abdul Ismail aus den Cape Flats üben für das Tanzturnier in
Mitchell’s Plain,
Quelle: Sunday Times, 7.12.2014
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen