8. März 2015

Die Hühnerwährung

In Deutschland ist die Zigarettenwährung der Tauschwirtschaft aus der Nachkriegszeit eine ferne Erinnerung. Wer hätte gedacht, dass etwas Ähnliches im Neuen Südafrika fröhliche Urständ feiert. Wer in der nördlichen Provinz Limpopo eine Regierungsausschreibung für einen Bauauftrag gewinnen möchte, braucht sich nur die Speisekarte von Kentucky Fried Chicken (KFC) kommen zu lassen und seinem zuständigen Regierungsbeamten ein Menu des internationalen Hähnchenbraters zu servieren. Der lässt den Bauunternehmer z.B.wissen, dass er Chicken Nuggets mit Pommes haben möchte und schon ist eine Tüte des Fast Food unterwegs. Nichts kann durchsuppen,denn der Boden der Tüte ist vorsorglich mit ein paar Tausend Rand-Scheinen ausgefüttert worden. Dies Verfahren ist so verbreitet, dass sich ein wahres Ranking entwickelt hat. Die Größe des Hühnchengerichts und die Ausfütterung mit Barem staffelt sich je nach dem Geldwert der erwiesenen Gunst. Die Standardgröße des Hühnerpäckchens Streetwise Two bietet z.B. Raum für 20.000 Rand (knapp 1.500 €) Bakschisch. 2011- 2012 soll 1 Milliarde Rand öffentlicher Gelder den Weg in private Taschen gefunden haben, in einem Land mit weiterhin schreiender Armut.


Während sich die sozialen Konflikte verschärfen, steckt sich die kleine herrschende Schicht von Politikern und Unternehmern das Geld gegenseitig in die Tasche. Südafrika, so ein deutscher Wirtschafts-korrespondent, droht 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid zu einem Land zu werden, das nur für Reiche lebenswert ist. Und die sind inzwischen keineswegs mehr alle weiß.  

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