11. Februar 2017

Afrikanisch, afrikanischer, am afrikanischsten

Präsident Jacob Zuma tanzt gerne im Leopardenfell (s. auch min Blogpost vom 11.3.2015), er hat derzeit vier Frauen, abgesehen von einer verstorbenen, einer geschiedenen, die er gerne als seine Präsidentennachfolgerin sähe und ein paar Frauen zur linken Hand, mit denen er einige Kinder hat. Alle leben fröhlich vereint und auf Staatskosten in Zumas Kraal Nkandla in seiner Heimatprovinz KwaZulu Natal. In meinem Südafrikabuch Südafrika – Ein Land im Umbruch (s. meine Internetseite / Bücher) hatte ich Jacob Zuma als den wohl afrikanischsten der südafrikanischen Präsidenten bezeichnet. Da war er noch neu im Amt, und die Charakterisierung hatte mir die Rüge einer mehr wohlmeinenden als landeskundigen Rezensentin eingetragen.

 Nun, sieben Jahre und fast zwei Amtszeiten später, hat es sich leider bewahrheitet. Jacob Zuma stützt sich gerne auf die traditional leaders, die früheren chiefs, lehnt allzu rationale Politik ab, glaubt, seine Partei könne  herrschen bis Jesus wiederkommt und meint, er habe eine junge, inzwischen verstorbene  Frau   nicht mit Aids anstecken können, weil er davor geduscht habe.  Seine Macht würde er nach dem unguten Vorbild vieler anderer afrikanischer Potentaten am liebsten verewigen, und Korruption und Vetternwirtschaft haben ein nie gekanntes Ausmaß angenommen.  

So hatte sich Zumas von ihm entmachteter und weit fähigerer Vorgänger Thabo Mbeki, die African Renaissance, die er in Gang setzen wollte und auch als Streben nach Leistung verstand, nicht vorgestellt. Doch vielen schwarzen Südafrikanern der größer werdenden Mittelschicht kommen inzwischen Zweifel. In den letzten Regionalwahlen hat der von Zuma geführte ANC deutlich an Stimmen verloren und musste das Zepter in den großen Städten an die Opposition abgeben. Zumas irrationale, am eigenen Vorteil und puren Machterhalt orientierte Politik wird inzwischen offen kritisiert. So karikiert der Politikwissenschaftler Prince Mashele Südafrika als rechtes Afrikaland und dankt Jacob Zuma ironisch, dass er all den europäischen Kram wie Rationalität und verantwortliches, an der Verfassung orientiertes Regieren ablehne und sein Land nach echter Afrikamanier führe.

Man wünscht sich, dass irgendwann Afrika dahin komme, nicht mehr als Negativbeispiel für Übel wie Korruption, Kleptomanie der Regierenden und Ämterpatronage dienen zu müssen. 

Quelle: Die Burger, 18.1.2017 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen