Wer braucht schon Theater in Südafrika. Es gibt ja die
Politik, und die sorgt für ständige Unterhaltung: Spannung, Gewalt, dunkle
Machenschaften, giftige Wortgefechte, alles dabei.
Wer die Politshow hautnah miterleben will, braucht sich nur
auf die Zuschauerbank des Parlaments zu begeben. Dieser Tage war das Hohe Haus
wieder einmal Schauplatz eines gewalttätigen Handgemenges. Da
wurden nicht nur
verbale, sondern auch recht handfeste
Angriffe ausgetauscht, und die Parlamentspräsidentin ließ die Rotkappen
– nein es handelt sich nicht um Rotkäppchen in der Mehrzahl, sondern um die
Abgeordneten der Economic Freedom Fighter (EFF) des demagogischen Feuerbrands
Julius Sello Malema – wie schon im Vorjahr von breitschultrigen
Sicherheitsleuten hinauswerfen, als sie den Präsidenten, Jacob Zuma, am
Sprechen hindern wollten. Allerdings nicht von ungefähr, ist doch Zuma kürzlich
vom höchsten Gericht des Landes beschuldigt worden, die Verfassung missachtet
zu haben und verurteilt, Steuergelder, die er für private Zwecke verwendet
hatte, zurückzuzahlen (s. Blogeintrag vom 1.4.2016). Mehrere Korruptionsverfahren könnten erneut
gegen ihn angestrengt werden. Man fragt sich, ob das die rechte politische
Erziehung für die beim letzten Handgemenge im Parlament anwesenden Schulklassen
war.
Ab und zu breiten die Sicherheitsleute dicke Stacheldrahtrollen
vor dem schmucken klassizistischen Säulenbau aus, um das Parlament auch von außen
gegen Demonstranten zu schützen. In Südafrika kann es nie langweilig werden.
Löwen laufen seit langem nicht mehr in den Straßen herum. Wildgewordenen
Politikern kann man schon eher begegnen.
Märcenstunde im und ums Palament:
Den Rotkappen geht es an den Kragen: Cape Times, 4.5.2016
Das Parlament spielt Dornröschen hinter einer Drahtdornenhecke: Die Burger, 19.2.2016
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