Das klingt, als sei es so ziemlich dasselbe. Nicht für Argentinier. Die spanische Sprache hat ihnen die Möglichkeit gegeben, einen feinen Unterschied zu machen, der uns Deutschen wie allen, die mit einer germanischen Sprache vorlieb nehmen müssen, verschlossen bleibt. Sie können mit dem Verb ser vom Sein als Dauerzustand sprechen, sozusagen das Sein an sich und mit dem Verb estar vom Sein als vorübergehendem Zustand oder als Ortsbestimmung, sozusagen das sich Befinden, wie oder wo auch immer. Als Spanier oder Südamerikaner hätte Heidegger sich vielleicht manche Mühe neuer Wortschöpfungen sparen können.
Für Philosophen eröffnet sich aber ein ganz anderes Feld der Spekulation, besonders wenn sie in einem Land leben, das eine europäischstämmige Bevölkerung hat – die Mehrheit der Einwanderer Argentiniens angefangen mit den spanischen Kolonisatoren – und eine, die nicht aus diesem Denkhorizont kommt – die Minderheit der indigenen Indios. Der argentinische Philosoph Rodolfo Kusch hat sich schon früh gegen die in Argentinien übliche Opposition von Zivilisation und Barbarei gewendet, bei der die Rollenverteilung immer klar war. Zivilisation kam aus Europa und Barbarei war auf der argentinischen Scholle selbst gewachsen. Man kann das bei Domingo Faustino Sarmiento, dem Erzieher und Präsidenten, nachlesen, der dieses Begriffspaar geprägt hat. Sein Buch zum Thema ist 2007 bei Eichborn auf Deutsch herausgekommen. Die Indios hatten also die schlechten Karten, worauf man sich in der sogenannten campaña del desierto im 19. Jahrhundert kein Gewissen daraus machte, die meisten umzubringen. Es diente ja der Zivilisierung des Landes.
Kusch meint nun, die Indios hätten ein anderes Seinsverständnis als die Europäer. Sie sähen das Sein des Menschen als etwas Vorübergehendes an, als ein estar siendo. Das bringe sie dazu, im Einklang mit der Natur zu leben. Die Europäer sähen dagegen seit den alten Griechen das Sein, das ser, als einen Zustand an, dem Dauer zu verleihen sei. Deshalb sei die Welt für sie ein Objekt, das unterworfen werden müsse.
Kusch selbst hat seine Philosophie gelebt und ist in die Welt der Indios in den argentinischen Anden vollkommen eingetaucht. Er hat mit ihnen gegessen, an ihren Festen teilgenommen und ihre Vergangenheit zu ergründen versucht. Man mag seine Theorie für spitzfindig halten. Es wäre aber schon viel gewonnen, wenn sie bei dem in Argentinien immer noch verbreiteten Hochmut gegenüber allem Indigenem zu mehr Nachdenklichkeit führte. Vielleicht ist es ein gutes Zeichen, dass Kuschs Werk, das schon in den 60er Jahren entstanden ist, jetzt wieder diskutiert wird.
Für Philosophen eröffnet sich aber ein ganz anderes Feld der Spekulation, besonders wenn sie in einem Land leben, das eine europäischstämmige Bevölkerung hat – die Mehrheit der Einwanderer Argentiniens angefangen mit den spanischen Kolonisatoren – und eine, die nicht aus diesem Denkhorizont kommt – die Minderheit der indigenen Indios. Der argentinische Philosoph Rodolfo Kusch hat sich schon früh gegen die in Argentinien übliche Opposition von Zivilisation und Barbarei gewendet, bei der die Rollenverteilung immer klar war. Zivilisation kam aus Europa und Barbarei war auf der argentinischen Scholle selbst gewachsen. Man kann das bei Domingo Faustino Sarmiento, dem Erzieher und Präsidenten, nachlesen, der dieses Begriffspaar geprägt hat. Sein Buch zum Thema ist 2007 bei Eichborn auf Deutsch herausgekommen. Die Indios hatten also die schlechten Karten, worauf man sich in der sogenannten campaña del desierto im 19. Jahrhundert kein Gewissen daraus machte, die meisten umzubringen. Es diente ja der Zivilisierung des Landes.
Kusch meint nun, die Indios hätten ein anderes Seinsverständnis als die Europäer. Sie sähen das Sein des Menschen als etwas Vorübergehendes an, als ein estar siendo. Das bringe sie dazu, im Einklang mit der Natur zu leben. Die Europäer sähen dagegen seit den alten Griechen das Sein, das ser, als einen Zustand an, dem Dauer zu verleihen sei. Deshalb sei die Welt für sie ein Objekt, das unterworfen werden müsse.
Kusch selbst hat seine Philosophie gelebt und ist in die Welt der Indios in den argentinischen Anden vollkommen eingetaucht. Er hat mit ihnen gegessen, an ihren Festen teilgenommen und ihre Vergangenheit zu ergründen versucht. Man mag seine Theorie für spitzfindig halten. Es wäre aber schon viel gewonnen, wenn sie bei dem in Argentinien immer noch verbreiteten Hochmut gegenüber allem Indigenem zu mehr Nachdenklichkeit führte. Vielleicht ist es ein gutes Zeichen, dass Kuschs Werk, das schon in den 60er Jahren entstanden ist, jetzt wieder diskutiert wird.
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