8. November 2009

Mercedes Sosa ist tot

Die musikalische Botschafterin Argentiniens ist verstummt. La Negra nannte sie sich selbst, denn in Argentinien ist es seltsamer Brauch, Menschen mit Indioblut negros zu nennen. Sie sang für mi gente, ihre Leute, und sie sang für den Kampf um Gerechtigkeit. Was sie auch sang, Kampflieder wie Hasta la victoria und Lieder von großer Innigkeit wie Duerme mi negrito, ihre herrliche Stimme und ihre Gabe, ihr Publikum in den Bann zu ziehen, ließen sie, neben Atahualpa Yupanqui, zu der Folkloremusikerin Argentiniens werden.

Ihre im Alter seltener werdenden Auftritte waren Ereignis. So habe ich sie noch 2008 auf der Plaza de Mayo erlebt: ihr breites Indiogesicht, die runde kleine Gestalt in den Poncho eingehüllt. Sie schien unveränderbar in sich zu ruhen. Und doch war eines ihrer emblematischen Lieder dem Wandel gewidmet: Todo cambia.

Mercedes Sosa war eine eminent politische Sängerin, darin eine Schwester Miriam Makebas, der großen, vor einem Jahr verstorbenen Südafrikanerin. Beide waren zeitweilig im Exil. So ähnlich und doch so verschieden, hier bei La Negra alles Melodie, dort bei der wirklichen Schwarzen, die gegen die Apartheid angesungen hatte, alles Rhythmus. Beiden gerann das Kampflied nie zu purem Agitprop. Wer Solo le pidio a Diós gehört hat, wird Mercedes Sosas Stimme, ihre Ausdruckskraft und Nuancierungsfähigkeit nicht vergessen. Sie feierte das Leben in all seinen Widersprüchen, im Leiden und in seinen glücklichen Momenten. Gracias a la vida ist ihr Vermächtnis.

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