Im staubtrockenen Nordkap, der flächenmäßig größten Provinz
von Südafrika, sind die Siedlungen weit verstreut und die Wege lang. Wenn die
Kinder im Tankwa-Karoo, der großen Halbwüste des Nordkaps, in die Schule wollen, geht es im Wortsinn über Stock und
Stein, und das stundenlang. Wind, Sand und Steine.
Jan und Anna Krots sind trotz aller Widrigkeiten
entschlossen, ihre Kinder zur Schule zu schicken. So machen sich Elmarie, Appie,
Diederik und Lena auf den viele Stunden und 114 Kilometer langen, mühseligen
Weg in die Farmschule in Elandsvlei (Elandstal). Nachdem die letzte nähere Farmschule
geschlossen worden war, blieben die fünf Krots-Kinder fünf Wochen lang in
unfreiwilligen Ferien zuhause, weil sie keinen Transport hatten. Zu fern und zu teuer seufzt Mutter Anna.
Es kostete Überwindung und brauchte Hilfe aus der Nachbarschaft, die Kinder wieder
auf den Schulweg zu bringen. Die Schule ist mit einem Wohnheim verbunden, das
aber ein ganzes Stück entfernt ist. Zweimal im Monat dürfen die Internatsschüler
für ein Wochenende nach Hause. In den von Armut, Alkoholmissbrauch und
häuslicher Gewalt bedrängten ländlichen Gemeinden ist es besonders wichtig für
die Kinder, den Anschluss an die Schulgemeinschaft nicht zu verlieren.
Das erste Stück legen sie auf dem Eselkarren zurück. Die
Sonne brennt auf ihre kleinen Schädel, die Esel und der Karren kämpfen sich
durch das Geröll am schmalen Saumpfad, und der heftige Wind treibt allen den
Sand in die Augen. Nach zwei Stunden erreichen sie den ersten Haltepunkt, wo
sie mit anderen Kindern für die nächsten 50 Kilometer einen bakkie, den in ganz Südafrika verbreiteten offenen pick up
besteigen. Die letzten 25 Kilometer zwischen ihrem Wohnheim und der Farmschule
können sie dann im täglich verkehrenden Schulbus zurücklegen. Manchmal kommen
sie auch am zweiten Freitag im Monat nicht nach Hause und verbringen das
Wochenende bei Familien in einem näheren Dorf.
Nur wenn die ganze Kette von Fahrzeugen und freiwilligen
Helfern funktioniert, können Elmarie, Tokkie und die anderen Kinder in die
Schule gehen. Lernen ist für sie und ihre Eltern etwas Kostbares. Ich dulde keine schlechten
Schulnoten, betont
Anna Krots. Ihr Ältester, Tokkie, ist der Farmschule inzwischen entwachsen und
muss ins Schulheim nach der Stadt Ceres. Den Transport muss sie noch finden.
Sie weiß, dass der einzige Weg aus dem Kreislauf von Armut und
Gelegenheitsarbeit auf den Farmen die Schule ist.
Ein Schulfoto der Farmschule Elandsvlei im Tankwa-Karoo
Der Eselskarren, Transportmittel im Nordkap
Elmarie, Appie, Diederik und dahinter Lena auf dem Schulweg
Quellen: Die Burger, 28.1.2017, Buch: Leti Kleyn (Text), Adriaan Oosthuizen
(Fotos), Briewe uit die Karoo (Briefe aus dem Karoo), Kapstadt: Protea Boekhuis
2016