Die Zeitungen, zu denen ich im Augenblick Zugang habe, singapurische, amerikanische und englische, überbieten sich fast täglich in entrüsteten und detailreichen Ergüssen über die jüngsten sexuellen Enthüllungen aus dem Leben von Politikern. Die deutschen Medien werden, so fürchte ich, kaum zurückstehen.
Was geht das eigentlich alles die Öffentlichkeit an? Solange es nicht um kriminelle Handlungen geht, sollte ihr Sexleben auch bei Politikern Privatsache sein. Mit unser aller Gier nach Enthüllungen, mit der exhibitionistischen Lust, die intimsten Details öffentlich bekannt zu machen und unserer Genugtuung, die besseren Menschen zu sein, fördern nicht nur die Medien, sondern auch wir Leser eine bedenkliche Heuchelei, die niemandem gut tut. Wir wissen auch alle schon genau wie es in Dominique Strauss-Kahns Zuhause aussieht, was er in jeder denkbaren Minute der letzten Wochen getan und gesagt hat und vor allem, dass er schuldig ist. Gerne übersehen wir in unserem Zorn der Gerechten, dass es bisher noch kein Urteil gibt, nicht einmal eine Verhandlung. Wäre nicht ein wenig Mäßigung dem Gemeinwesen förderlicher, Mäßigung unserer Sensationsgier und unserer Selbstgerechtigkeit?
18. Juni 2011
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