Simon Schott, die Barpianistenlegende, ist tot. Bis in die letzten Wochen saß der fast Dreiundneunzigjährige am Flügel des Hotels Vier Vierjahreszeiten in München und spielte. Er war der eleganteste und einfühlsamste Barpianist und ein Causeur voller Menschlichkeit und leisem Humor. Mit der Jazzmusik war er aufgewachsen. Sie hat ihn wohl davor bewahrt, den deutschen Verführungen der Zeit zwischen 1933 und 1945 zu erliegen. Später folgten Jahre in Frankreich, in Harrys New York Bar in Paris.
Im Zweiten Weltkrieg hatte Simon Schott die Weitsicht und den Mut, nicht den stramm national gesonnenen Helden zu spielen. Er zog das Flair von Paris dem Kommiss vor. Der Massanzug war ihm gemäßer als die Uniform. Und dennoch, der eingefleischte Zivilist brachte sich in Lebensgefahr, als er sich überreden ließ, pazifistische Flugblätter zu verteilen. Das ist nachzulesen in Schotts ohne alle Schwere und Selbstbeweihräucherung daher kommender Autobiographie "Kriegserinnerungen eines Überlebenskünstlers", ein Hohelied auf das Leben und auf die Frauen, denen er in Frankreich begegnet ist. 2009 wurde es bei Fischer als Taschenbuch neu herausgegeben.
Wenn wir in München waren, mein Mann, meine Töchter und ich, war die Bar des Vier Jahreszeiten unsere Anlaufstelle, zum Zuhören und für eine kleine Plauderei. Simon Schotts Platz an Piano wird nun leer bleiben. Wir sind traurig.
Servus und Adieu, lieber Simon Schott
9. Februar 2010
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