3. Mai 2016

Schulalltag in Manenberg



Das Schulgebäude der Red River Primary School in Manenberg ist nagelneu, und ebenso neu ist Schulleiter Everett Poole. Das neue Gebäude wird der Schule helfen, sich in dem bandenverseuchten Umfeld zu behaupten, hofft er. Jeden Morgen wünscht er den Eltern in den umliegenden Häusern, und wie er hofft, auch einigen Bandenmitgliedern, mit dem Megaphon einen guten Tag. Die Schule liegt im Kreuzfeuer der Banden Dixie Boys, Hard Livings und Clever Kids. Wenn geschossen wird, müussen sich die Schüler flach auf den Boden legen. Manchmal ist Ruhe, aber dann bricht wieder ein Bandenkrieg aus. Im vorigen Monat sind 14 Menschen in Manenberg erschossen worden. Das alte Gebäude hatte Schusslöcher in den Wänden und selbst im Zimmer der Schulleiterin. Ursula Jacobs ist nach 43 Jahren an der Schule in den Ruhestand getreten, beratschlagt aber noch mit Everett Poole, was zu tun ist. Sie hatte die Banden eingeladen, in die Schule zu kommen, aber niemand kam. Heute gibt es mehr Banden in Manenberg, als zu meinen Anfängen, beklagt sie.



Everett Poole hat viel Neues vor, Kunstklassen, ein Sportfeld, Handarbeits- und Werkkurse. Doch viele Wünsche bleiben vorerst unerfüllt: kleinere Klassen statt der 45-60 Schüler jetzt, mehr Schulpsychologen, mehr Instandhaltungsdienst, mehr freiwillige Helfer. Viele Schüler sind fürs Lernen nicht vorbereitet. Die Eltern, oft alleinerziehende Mütter, sind oft selbst noch Kinder. Oft müssen sich die Kinder selbst erziehen. Eine Gruppe von Freiwilligen hilft den Erstklässlern, die Lücke zwischen zuhause und Schule zu überbrücken. Erst in der Schule lernen manche, zusammenhängend zu sprechen, sich zu waschen und richtig zu essen.


Kann der Kampf der Stadt gegen die Banden überhaupt noch gewonnen werden? Dieser Frage geht Don Pinnock in seinem Buch Gang Town nach. Nur langfristig und mit konzertierten Aktionen und
unkonventionellen Mitteln, ist er überzeugt. Entkriminalisierung von Drogen, Beratung und intensive Begleitung von Teenager Müttern, weniger Gefängnisstrafen und mehr Beschäftigungsangebote für Bandenmitglieder gehören dazu. Es muss unattraktiv werden, einer Bande anzugehören und Drogen zu nehmen. Gebt Kindern von früh an Liebe und umsorgt sie. Dann erzeugt ihr Körper seine eigene Gut-Fühl-Droge, ist Pinnocks Credo.






Erstklässler der Red River Primary School mit ihrer Lehrerin: Rapport, 1.5.2016
Neil Pinnock, Gang Town
Manenberg-Pistole: Die Burger, 7.5.2016
 

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