31. März 2016

SASRIA - eine südafrikanische Besonderheit



Klar, SAsteht für Südafrika, aber was bedeutet die weitere Abkürzung RIA? Rodent´s Internal Archives (Internes Archiv für Nagetiere) wird es gewiss nicht heißen, wohl aber insgesamt, wie man dann herausfindet, South African Special Risks Insurance Association, also Versicherungsverein für besondere südafrikanische Risiken. Dort wird Versicherungsnehmer, wer z.B. auch nur sein Auto bei einer beliebigen anderen Gesellschaft versichern will. Das kostet bloß 20 südafrikanische Rand pro Jahr, ist aber obligatorisch.

1979, also noch zu Apartheid-Zeiten, ist dies als privates Unternehmen gegründet worden und zwar unter Beteiligung der vorhandenen Versicherungsgesellschaften, die jede für sich solche außerordentlichen Risiken nicht versichern mochten. Dabei ging es damals wie heute um „politische Risiken wie politische Aufstände und Terrorismus einschließlich zivilen Aufruhrs, öffentlicher Unruhen und Streik.“ 1998 dann, d.h. vier Jahre nach dem Ende der Apartheid, wurde die Gesellschaft nicht etwa aufgelöst, sondern in eine staatliche Einrichtung unter der Aegide des Finanzminsiters überführt. Ihre Aufgaben wurden erweitert und umfassen nun neben den bereits genannten Risiken sämtliche Gefahren, die potentiell zu katastrophalen finanziellen Einbußen bei Behörden oder Privaten führen können. Dazu gehören in einem Land wie Südafrika freilich in der Kategorie „Materielle Schäden“ u.a. auch Golfausrüstungen. Nach der letzt verfügbaren Statistik von 2011 beliefen sich die noch zu regulierenden Schäden auf 238 Millionen Rand (knapp 16 Millionen Euro),von denen 61% mit Streiks zusammenhingen, während 37% auf politische und nicht politische Aufstände sowie 2% auf Arbeitsunruhen zurückgingen.

Vor kurzem streikten die Arbeiter einer Chrom-Mine in Limpopo. Tagelang legten die Parlamentsbediensteten die Arbeit der Volksvertretung lahm. Die Bodyguards der kommunalen Ratsmitglieder in Durban streikten für bessere Bezahlung. Die Arbeitsniederlegung der Beschäftigten in der Straßenreinigung in Johannesburg scheint gerade beendet. Im ganzen Land demonstrieren die Studenten vehement für die Abschaffung der Studiengebühren und mit ihnen die Universitätsangestellten, die sich gegen ein outsourcing ihrer Dienste wehren. Das sind derzeit beileibe nicht alle Ereignisse dieser Art, die in Südafrika leicht, sehr leicht in Krawall, Ausschreitungen und Gewalttätigkeit ausarten, wie beispielsweise jetzt die Studentenunruhen. Doch was soll´s, wenn dabei etwa mein Auto in Flammen aufgeht, wende ich mich vertrauensvoll an SASRIA.

Gastblogpost von Klaus Stadtmüller

Kunst & Kaffee im Township



Es gibt sie, die jungen Südafrikaner, die nicht ins Bild der lost generation oder der Drogenzeitbombe passen. Sie versuchen, die Townships neu zu definieren mit innovativen Kunst- und Gastronomieprojekten. Wandisile Nqekheto aus Khayelitsha ist einer von ihnen. Seit seiner Kindheit hat er miterlebt, wie viele seiner Altersgenossen der Versuchung des Gangstertums anheimgefallen sind. Statt auch diesen Weg zu gehen, startete er ein Projekt, das die Gangsterszene entmythifiziert. Er gründete das 18 Gangster Museum. Neben Ausstellungen will das Museum Townships Touren, geführt von Exgangstern anbieten. Das trägt dazu bei, Ex-Gefangenen eine neue Chance zu geben und ihnen zu helfen, ihrer Gemeinde etwas zurückzugeben.

Ebenso in Khayelitsha haben Buntu Matole und Ayanda Cuba den Sporting Code ins Leben gerufen. Auf dem Gelände einer Grundschule wollen sie Townshipkindern durch Sport und Spiel eine Beschäftigung geben, jenseits von Schule, Trinken und Drogen.

Drei andere Jungunternehmer haben mit dem Department of Coffee das erste Café von Khayelitsha gestartet. Dort organisieren sie auch kleine Shows und geben Youngsters Barmann-Kurse.

Und last but not least gibt es das Langa Quarter, ein Kulturzentrum in Kapstadts ältestem Township Langa. Mitmach-Theaterstücke, Malkurse und Musiksessions gehören zum Community basierten Angebot. 

Bildnachweise: alleThe Big Issue, Februar/März 2016


Wandisile Nqekheo steht vor dem Gebäude in Khayelitsha, das einmal der feste Sitz des 18 Gangster Museums werden soll
Buntu Matole und Ayanda Cuba von Sporting Code gucken über das Spielfeld der Primarschule, auf dem sie Sport und Spiele anbieten


Vor dem Café Departemt of Coffee in Khayelitsha 
Ein Mural im Kulturzentrum Langa Quarter