6. Mai 2016

Das Haus des Dramas



Wer braucht schon Theater in Südafrika. Es gibt ja die Politik, und die sorgt für ständige Unterhaltung: Spannung, Gewalt, dunkle Machenschaften, giftige Wortgefechte, alles dabei.

Wer die Politshow hautnah miterleben will, braucht sich nur auf die Zuschauerbank des Parlaments zu begeben. Dieser Tage war das Hohe Haus wieder einmal Schauplatz eines gewalttätigen Handgemenges. Da
wurden nicht nur verbale, sondern auch recht handfeste Angriffe ausgetauscht, und die Parlamentspräsidentin ließ die Rotkappen – nein es handelt sich nicht um Rotkäppchen in der Mehrzahl, sondern um die Abgeordneten der Economic Freedom Fighter (EFF) des demagogischen Feuerbrands Julius Sello Malema – wie schon im Vorjahr von breitschultrigen Sicherheitsleuten hinauswerfen, als sie den Präsidenten, Jacob Zuma, am Sprechen hindern wollten. Allerdings nicht von ungefähr, ist doch Zuma kürzlich vom höchsten Gericht des Landes beschuldigt worden, die Verfassung missachtet zu haben und verurteilt, Steuergelder, die er für private Zwecke verwendet hatte, zurückzuzahlen (s. Blogeintrag vom 1.4.2016). Mehrere Korruptionsverfahren könnten erneut gegen ihn angestrengt werden. Man fragt sich, ob das die rechte politische Erziehung für die beim letzten Handgemenge im Parlament anwesenden Schulklassen war.

Ab und zu breiten die Sicherheitsleute dicke Stacheldrahtrollen vor dem schmucken klassizistischen Säulenbau aus, um das Parlament auch von außen gegen Demonstranten zu schützen. In Südafrika kann es nie langweilig werden. Löwen laufen seit langem nicht mehr in den Straßen herum. Wildgewordenen Politikern kann man schon eher begegnen. 








Märcenstunde im und ums Palament:                                                                                                                                                                                                     

Den Rotkappen geht es an den Kragen: Cape Times, 4.5.2016                                                                                                     

Das Parlament spielt Dornröschen hinter einer Drahtdornenhecke: Die Burger, 19.2.2016
 

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